Donnerstag, 25. April 2013

Projektierungstechnik: Qualitätsgesicherte Sprachumschaltung

In dem letzten Post habe ich mich mit dem Übersetzungsmanagement beim Erstellen einer qualitätsgesicherten Sprachumschaltung beschäftigt. Jetzt geht es mit der Projektierungstechnik weiter.


Unterschiedliches Vorgehen bei verschiedenen Visualisierungen

Das Erstellung einer Sprachumschaltung startet mit dem Export der Texte aus der Visualisierung und der Weiterverarbeitung in speziellen Übersetzungstools (CAT – Computer Aided Translation). Nach der Übersetzung erfolgt der Import in die Visualisierung und abschließend die Qualitätsprüfung durch Projektierungsingenieur und Muttersprachler.

Textexport

Die Qualität des Textexports oder anders gesagt, dass was exportiert wird, ist bei den verschiedenen Visus recht unterschiedlich. Mit eigenen Skripten lassen sich hier bei einigen Visualisierungen mehr Informationen exportieren als mit den Standardmethoden. So exportieren wir mit unseren eigenen Skripten bei WinCC 7 beliebige Sprachkombinationen. Mit dem Text Distributor geht dies nicht. Hier sind immer nur Sprachen einer Sprachgruppe sowie Englisch exportierbar. Bei WinCC 6.2 exportieren unsere eigenen Skripte auch die Texte und weitere Attribute von UDOs. Dies geht mit den Standardexportmethoden ansonsten erst ab WinCC 7. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Filtermöglichkeit der exportierten Texte in der folgenden Bearbeitung, da wir auch die Objektart, -namen, und die Fensternamen in denen die Texte vorkommen, exportieren.

Projektierungsanalyse

Nach dem Textexport folgt die Analyse von Skripten (C oder VB), Dynamiken und UDOs innerhalb der Visualisierung. Dazu exportieren wir, wenn möglich auch diese und arbeiten anhand des Exports die Objekte ab. So werden die Skripte gesichtet und Texte gefunden, für die eine Sprachumschaltung realisiert werden muss. Oftmals werden in C-Skripten Texte verwendet und diese Texte sollen auch von einer Sprachumschaltung erfasst werden. Eine Möglichkeit ist die Verwendung von Texten aus der Text Library und das Laden der Text per C-Skript. In dem Post „Sprachumschaltung für Texte in WinCC C-Skripten“ stehen die Einzelheiten.

Textimport

Wichtig vor dem Import ist eine „saubere“ Übersetzung, konsistent und ohne Fehler. Im vorherigen Beitrag habe ich beschrieben, wie wir dies erreichen. Diese Übersetzung importieren wir jetzt in die Visualisierung, wenn möglich wieder mit den eigenen Skripten.

Am Beispiel von Texten in Dynamiken wird schnell die Bedeutung klar. Für einen Button ist die Beschriftung als Dynamik in Abhängigkeit vom Wert einer Variablen (Dynamischer Wertebereich) projektiert. Ist die Bitvariable gesetzt, soll „Auto“, ansonsten „Manuale“ auf dem Button stehen. Mit Easy Language ist der Text der Dynamik nicht zu importieren, mit dem DCC-Skript schon. Der Text wird also übersetzt und gespeichert. Nachteilig ist, dass der Text von dynamischen Wertebereichen nicht sprachumschaltbar ist, er bleibt also immer in der eingegebenen Sprache stehen. Unter dem Gesichtspunkt der Sprachumschaltung ist es hier vorteilhaft, die Wertebedingung in einem Skript (C oder VB) zu formulieren und die Texte aus der Text Library zu laden.

WinCC 6.2 mit festen Texten in der Dynamik

Besonderheiten

Texte in C oder VB Skripten müssen von Hand angepasst werden. Ebenso gibt es bei einigen Visualisierungen Probleme, wenn die Fensternamen Umlaute oder Sonderzeichen enthalten und die Systeme auf chinesischen oder russischen Windows-Systemen laufen. Bei System dieser Art hat es sich bewährt, die Fensternamen mit Umschreibungen (Ae, Oe, Ue, ss) anstatt Umlauten zu schreiben.

Überprüfung in Visualisierung

Die Überprüfung in der Visualisierung beginnt mit der Überprüfung alle Objekte nach Umstellung der neuen Sprache. Dazu werden alle Fenster der Visualisierung von einem Projektierungsingenieur und einem sprachkundigen Muttersprachler gemeinsam kontrolliert. Die Überprüfung erfolgt Text für Text. Überprüft werden dabei der Kontextbezug der Übersetzung und die Textlänge. Wenn Texte zu lang sind, kann der Muttersprachler die Texte sinnvoll abkürzen. Wo dies nicht möglich ist, aber noch Platz auf dem Bildschirm vorhanden ist, kann das Textobjekt gegebenenfalls vergrößert werden. Dieser Schritt wird immer in der Designumgebung (Graphics Designer bei WinCC) ausgeführt. Eventuell vorhandene Textlisten werden in diesem Schritt ebenso auf korrektem Kontextbezug und Textlänge überprüft.

Im folgenden Schritt wird die Visualisierung in der Simulationsumgebung gestartet. Dies ist bei einigen Projektierungen nicht möglich, beispielsweise wenn eine SPS für die Initialisierung von Variablen notwendig ist. In der Simulation werden dann alle erreichbaren Fenster nochmals durch Projektierungsingenieur und Muttersprachler kontrolliert. Im Vergleich zur Kontrolle in der Designansicht können bei diesem Schritt Texte gefunden werden, die nur in nach dem Setzen von Werten sichtbar sind. Korrekturen aus der Überprüfung werden in der Designumgebung umgesetzt.

Bei sämtlichen Überprüfungen wird fortlaufend zwischen der Quell- und Zielsprache umgeschaltet. Alternativ wird eine Kopie der virtuellen Maschine gestartet. Diese läuft mit Anzeige der Quellsprache. In der zweiten virtuellen Maschine wird die Zielsprache angezeigt. Eine ausreichende Anzahl von großen Monitoren ist dabei hilfreich.

Nach der Kontrolle in der Visualisierung erfolgt ein erneuter Textexport, um die Texte in das bei uns geführte Translation Memory aufzunehmen und für Folgeprojekte verfügbar zu haben.

Die gemeinsame Kontrolle und Korrektur der Visualisierung von einem Projektierungsingenieur und einem Muttersprachler der Zielsprache hat sich als sehr effizient im Implementierungs- und Qualitätssicherungsprozess herausgestellt. Das Ergebnis sind Projektierungen, die sofort beim Zielkunden eingesetzt werden können.